Google Analytics 4: So trackst Du den Internetanbieter

Google Analytics 4 - Den Internetanbieter richtig tracken
Inhaltsverzeichnis

Seit dem 4. Februar 2020 fehlen in Google Analytics zwei Kennwerte, die über Jahre hinweg hilfreich für das Tracking-Setup waren: Der Internetanbieter (Internet Service Provider, im Folgenden ISP) sowie die Netzwerk-Domain (Network Domain).

Auch in Analytics 4 hat Google diese Metriken nicht wiedereingeführt. In den Standardberichten von GA 4 wird unter Nutzer > Technologie somit auch nicht angezeigt, wie viele deiner Besucher die Deutsche Telekom, Vodafone oder sonstige Netzwerkanbieter nutzen.

Die Technologie-Übersicht gliedert die Nutzer lediglich nach Plattform, Betriebssystem, Gerätekategorie, Browser, Bildschirmauflösung, App und Gerätemodell.

Wenn du nun denkst, dass die fehlenden Kennwerte an sich völlig uninteressant sind, dann solltest du jetzt weiterlesen.

Wofür brauche ich diese Werte?

Wer noch nie von der ISP-Information in Analytics gehört hat, der wird sich mit den Standard-Metriken wahrscheinlich zufriedengeben. Einige Nutzer von Universal Analytics haben die Funktion aber durchaus als sinnvoll empfunden, weswegen es in der Szene seinerzeit einen kleinen Aufschrei gab:

Die Frage, von welchem großen Internetanbieter die Nutzer einer Website stammen, ist für die meisten Seitenbetreiber tatsächlich eher nebensächlich. Um einiges spannender ist Folgendes: Bei Nutzern mit Firmenkunden-Internetzugang wurde als Internetanbieter oftmals der eigene Firmenname übermittelt. Wer in der Übersichtsliste also etwas heruntergescrollte, der konnte auch sehen, von welchem Firmen-Netzwerk Nutzer auf die Seite gelangten. Soll heißen: Du konntest sehen, wie oft Mitarbeiter, die in einer bestimmten Firma eingeloggt waren, auf deiner Website unterwegs waren. Gerade im B2B-Bereich birgt diese Funktion ein großes Potenzial. Wenn andere Unternehmen offensichtlich Interesse an dir und deinem Angebot haben, könntest du diese direkt kontaktieren. 

Von manchen wurde die Dimension auch genutzt, um Bots und Spam zu filtern – ebenfalls eine praktische Funktion, die nun leider nicht mehr so einfach verwendet werden kann. 

Und jetzt? 

Über die genauen Gründe dafür, dass Google diese Dimension auch bei Analytics 4 weiterhin weglässt, kann nur spekuliert werden. In einer kurzen Stellungnahme aus dem Jahr 2020 kommentierte Google die Änderung einfach damit, dass dies das Ergebnis eines natürlichen Entwicklungsprozesses sei. Anders gesagt: Google will sich mal wieder nicht in die Karten schauen lassen. 

Da bleibt nur die Frage: Was kannst du machen, wenn du nicht auf die Daten zu den Internetanbietern verzichten möchtest? 

So bekommst Du die Internetanbieter-Metrik zurück

Um ISP Daten deiner Nutzer wieder wie guten alten Zeiten auslesen zu können, benötigst du diese drei Hilfsmittel:

Besorge dir einen API-Schlüssel 

Zunächst brauchst du einen API-Schlüssel von ipgeolocation.io. In der kostenlosen Variante stehen dir immerhin 30.000 Zugriffe im Monat mit einem täglichen Maximum von 1.000 zur Verfügung. Sollte dir das nicht ausreichen, musst du auf die kostenpflichtige Variante upgraden. 

Konfiguriere das Template IP Geolocation API 

Nachdem du den API-Schlüssel hast, fügst du das Template IP Geolocation API deinem Arbeitsbereich hinzu. Daraufhin erstellst du ein neues Tag im Google Tag Manager mit dem Template als Grundlage. In diesem Tag findet die Konfiguration für die Nutzung der IP Geolocation API statt. Trage den API-Schlüssel einfach an der passenden Stelle ein. Die übrigen Einstellungen kannst du so lassen, wie sie sind. 

Als Nächstes brauchst du für das soeben erstellte Tag einen Trigger. Fürs Erste kannst du an dieser Stelle Alle Seitenaufrufe (bzw. All Pages) angeben. Dazu später mehr. 

Füge bei Analytics 4 benutzerdefinierte Dimensionen hinzu 

Sobald das neue IP Geolocation Tag aktiviert ist, musst du in Google Analytics 4 benutzerdefinierte Dimensionen für die gewünschten Daten erstellen. 

Navigiere dafür zu Verwaltung > Benutzerdefinierte Definitionen > Benutzerdefinierte Dimensionen. Dort wählst du unter Bereich vorerst Nutzer aus. Die anderen beiden Optionen – Ereignis und Elementebene – sind für die Erfassung des Internetanbieters weniger naheliegend, da sich dieser nicht bei jedem Ereignis ändert. 

Dennoch ist die Wahl Nutzer nicht ganz unkritisch zu betrachten: Ein und derselbe Nutzer kann sich innerhalb einer Sitzung schließlich durchaus mit verschiedenen WLAN-Netzwerken verbinden. Dies solltest du bei deinen Analysen zumindest im Hinterkopf behalten. 

Die Bezeichnung von Dimensionsname und Nutzereigenschaft ist dir freigestellt. Google Analytics 4 setzt hier lediglich eine Obergrenze von 40 Zeichen. 

Im nächsten Schritt erfahren wir, wie du die Nutzereigenschaften an GA4 übermittelst. 

Variablen, Ereignis-Tag und Trigger erstellen 

Nun erstellst du im Tag Manager Datenschichtvariablen, die auf die Felder ISP und hashedIp zurückgreifen. Grundsätzlich kannst du beliebig viele auf APIs basierende Datenschichtvariablen erstellen. 

Damit die ISP-Daten an Google Analytics 4 übermittelt werden, musst du im Tag Manager ein GA4-Ereignis-Tag mit passendem Trigger anlegen.  

Dieser (benutzerdefinierte) Trigger lauscht auf das Data Layer Event geolocate vom IP Geolocation Tag. 

Wird das GA4-Ereignis-Tag daraufhin ausgelöst, gelangen die Daten als Event-Parameter an GA4. Das zugehörige GA4-Event trägst du im Feld Ereignisname ein (hier ebenfalls geolocate). 

Unter Nutzereigenschaften kommen die Werte deiner Datenschichtvariablen. 

Achtung: Im Feld Property-Name muss der exakt gleiche Name deiner benutzerdefinierten Dimension aus GA4 stehen. 

Das Setup testen 

Nachdem du alle Einstellungen vorgenommen haben, solltest du mit dem Debug-Tool Google Tag Assistant testen, ob alles funktioniert hat. Nach einigen Stunden kannst du dann checken, ob die Daten korrekt bei Google Analytics 4 ankommen und ausgewertet werden können. 

Ladezeiten optimieren & Credit-Bedarf minimieren 

Die implementierte Lösung fragt bei jedem Seitenaufruf den Internetanbieter der IP-Adresse erneut an. Das verursacht zum einen unter Umständen unnötige Ladezeiten, zum anderen wird das Credit-Limit von ipgeolocation.io schnell aufgebraucht. Da sich der ISP zu einer IP in der Regel nicht kurzfristig ändert, kann mit Hilfe des Tag Managers vermerkt werden, dass dieser bereits an Google Analytics 4 übermittelt wurde und so keine weiteren Abfragen erfolgen müssen. 

Dazu benötigen wir zunächst ein kleines „Hilfs-Tag“, das ein Cookie setzt, sobald der ISP an Google Analytics 4 übergeben wurde: 

Dazu fügst du ein Tag vom Typ Benutzerdefiniertes HTML hinzu und gibst folgenden Code ein: 

<script> 

var expirationTime = 1800 * 1000; // 30 Minuten 

var date = new Date(); 

var dateTimeNow = date.getTime(); 

date.setTime(dateTimeNow + expirationTime); 

var date = date.toUTCString(); 

document.cookie = „iit=true; expires=“+date+“; path=/; domain=.“ + location.hostname.replace(/^www\./i, „“); 

</script>   

Das Tag erstellt bei Auslösung das Cookie mit dem Namen iit und dem Wert true mit einer Gültigkeit von 30 Minuten (danach wird es automatisch gelöscht). Speichere das Tag OHNE einen auslösenden Trigger (die Warnmeldung kannst du ignorieren). 

Jetzt musst du den Tag Manager so konfigurieren, dass dieses „Hilfs-Tag“ ausgelöst wird, sobald die IP-Adresse – wie in Schritt 4 beschrieben – an Google Analytics 4 übermittelt wurde. Dazu öffnest du das Google Analytics 4 Ereignis-Tag mit dem ISP-Ereignis geolocate. Dort klickst du auf Erweiterte Einstellungen > Tag-Reihenfolge > Ein Tag auslösen, nachdem … ausgelöst wurde und fügst das eben erstellte „Hilfs-Tag“ hinzu. 

Im nächsten Schritt stellst du sicher, dass das IP Geolocation Tag nur noch ausgelöst wird, wenn das durch das Hilfs-Tag erstellte ISP Cookie NICHT existiert. Dazu benötigst du zunächst den Inhalt des Cookies als Tag Manager Variable: 

Anschließend erstellst du einen Trigger vom Typ Seitenaufruf (bzw. Page View) mit folgenden Bedingungen: 

Zu guter Letzt muss im IP Geolocate Tag noch der auslösende Trigger geändert werden. Statt Alle Seitenaufrufe (bzw. All Pages) sollte dort nun der soeben erstellte Trigger hinterlegt werden: 

Fazit 

Es mag im ersten Moment ärgerlich sein, dass Google das Tracking des Internetproviders nicht mehr unterstützt. Mit dem hier skizzierten Workaround kannst du aber nicht nur den Internetanbieter, sondern auch die hashed IP eines Nutzers tracken. Letzteres kann besonders bei der Identifikation von Bots hilfreich sein. 

Ausblick 

Die obige Anleitung entstand 2020 unmittelbar nach dem Google Update und wurde 2023 auf Google Analytics 4 angepasst. In diesem Zeitraum sind bereits einige Visitor Identification Tools auf den Markt gekommen, die dir das Internetanbieter-Tracking erleichtern. Diese Tools verwenden weitere Datenquellen und verfügen über eigene Datenpools, mit deren Hilfe sie vermutlich bessere Ergebnisse liefern können. 

Bekannte solche Visitor Identification Tools für 2023 wären: 

Dazu in einem späteren Beitrag mehr. 

Raffaela Kruse ReachLab

Raffaela Kruse

Digital Analytics Consultant
Raffaela ist Teil des Digital Analytics Teams und ist Spezialistin für den Bau von Dashboards und in der Wissensvermittlung durch Schulungen. Zuvor hat sie mehrere Jahre im E-Commerce in der Beauty-Branche gearbeitet. Die gebürtige Bremerin macht in ihrer Freizeit gerne Fitness und schreibt Lyrik und Kurzgeschichten.
Weitere Beiträge