Wenn man Googles neue Metrik, die „Core Web Vitals“, ins Deutsche übersetzen möchte, dann kommt dabei ungefähr so etwas heraus wie „zentrale, lebenswichtige Organe des Netzes“. Klingt ja ziemlich wichtig. Aber was hat es damit genau auf sich?

Kurz zusammengefasst sind die Core Web Vitals neue SEO-Kennzahlen von Google, mit denen die User Experience jeder URL aus technischer Sicht zusammengefasst werden. Diese Daten können beispielsweise in der Google Search Console schon jetzt genau ausgelesen werden. Von „Gut“ über „Zu optimierend“ bis hin zu „Schlecht“ wird jede der von Google gecrawlten und indexierten URLs basierend auf verschiedenen Faktoren bewertet. Im Laufe des kommenden Jahres sollen diese Daten dann unmittelbar in die Rankingfaktoren von Google miteinfließen. Wenn Sie wissen möchten, wie die Core Web Vitals genau zusammengesetzt sind und wie Sie diese optimieren können, dann sind Sie hier genau richtig.


Update November 2022:

Mittlerweile wurden die Core Web Vitals in der Google Search Console implementiert – mit anfänglichen Verzögerungen. Google hatte nach eigenen Angaben ursprünglich geplant gehabt mit der Implementierung der (damals neuen) Metriken im Mai 2021 zu starten, hatte es dann auf den Juni 2021 verschoben, wobei mittlerweile eine vollständige Implementierung stattgefunden hat.


LCP, FID & CLS – die drei neuen KPIs

Um zu verstehen, wie Sie die Core Web Vitals Ihrer Website verbessern können, müssen Sie sich deren einzelnen Bestandteile erst einmal im Detail anschauen. Kurz zusammengefasst haben die drei Kennzahlen folgende Bedeutung:

  • Largest Contentful Paint (LCP): Gibt an, wann der Hauptcontent geladen ist.
    • Hierbei geht es also vor allem um die Ladezeit einer Seite – den Pagespeed.
  • First Input Delay (FID): Kennwert dafür, wie lange eine Seite braucht, um auf die erste Eingabe zu reagieren.
    • Diese Metrik hat im weiteren Sinn ebenfalls mit dem Pagespeed zu tun, hängt aber vor allem von den Ladezeiten des Servers ab.
  • Cumulative Layout Shift (CLS): Sagt aus, wie stark sich der Content während der Nutzung verschiebt.
    • Bei dieser Metrik liegt der Augenmerk auf der Stabilität der Elemente auf einer Seite. Dieser Wert hat als einziger nichts mit dem Pagespeed zu tun.

Zusammengenommen ergeben die drei Kennzahlen die Core Web Vitals. Diese gehören wiederum zu den „Search signals for page experience“, zu denen auch die mobile Nutzerfreundlichkeit, sicheres Surfen (ohne Viren und Malware), HTTPs und die Abwesenheit von aufdringlichen Interstitials (Popups) gehören. Zusammengefasst sieht das dann so aus:

Die Search Page Experience

Quelle aller Bilder und Videos: Google

So weit, so klar. Schauen wir uns die Core Web Vitals aber im Detail an:

Largest Contentful Paint (LCP)

Es gibt diverse Möglichkeiten, um den Pagespeed einer URL zu messen. Beispielsweise folgende:

  • First Contentful Paint: Die Zeit, bis der erste Content zu sehen ist.
  • First Meaningful Paint: Die Zeit, bis zum ersten Mal „bedeutsamer“ Content zu sehen ist.
  • Time to First Byte: Die Dauer bis zum ersten Byte, das vom Server an den Client geschickt wird.
  • DOM Content Loaded: Die Dauer bis zum Laden des gesamten Quelltextes.

Die Kennzahl Largest Contentful Paint liegt irgendwo zwischen diesen Messwerten und ergibt aus SEO-Sicht tatsächlich am meisten Sinn. Dabei wird nämlich die Ladezeit angegeben, die gebraucht wird, um den größten Contentblock einer URL zu laden. In aller Regel ist das der Hauptcontent und damit der wichtigste Teil einer jeden URL, die der Nutzer sehen möchte.

Berechnung und Bewertung des LCP

In der Dokumentation zum LCP von Google wird detailliert beschrieben, wie der Largest Contentful Paint berechnet wird. Zusammengefasst berechnet Google dabei, wie lange es dauert, bis der größte Content des Viewports dargestellt wird – also des mobil ohne zu scrollen sichtbaren Bereichs. Wie bei allen Kennzahlen der Core Web Vitals wird das errechnete Ergebnis von „Gut“ über „Zu optimierend“ bis hin zu „Schlecht“ bewertet. Um ein gutes Ergebnis zu bekommen, darf der Content nicht länger als zweieinhalb Sekunden zum Laden brauchen. Schlecht ist derweil ein LCP von vier Sekunden oder mehr.

Ein schlechtes LCP-Ergebnis kann diverse Ursachen haben. Google nennt folgende Gründe als ausschlaggebend:

  • Langsame Reaktionszeit des Servers
  • JavaScript und CSS, die das Rendern blockieren
  • Langsames Laden der Ressourcen
  • Client-seitiges Rendering

Vom Komprimieren zu großer Bilder über das Entfernen unnötiger CSS-Zeilen bis hin zur Optimierung des Servers: Es gibt diverse Stellschrauben, an denen Sie anpacken können, um Ihren LCP-Wert zu verbessern. Schauen Sie sich Google Blog-Beitrag zur Optimierung des LCP am besten in Ruhe an und arbeiten Sie diesen Schritt für Schritt ab. So verbessern Sie Ihre Seitengeschwindigkeit und Ihre Core Web Vitals, was sich wiederum in besseren Rankings bei Google niederschlagen wird.

First Input Delay (FID)

Auch beim FID, dem First Input Delay, geht es um Geschwindigkeit. Anders als beim LCP misst Google hierbei aber nicht die Zeit bis zum Erscheinen des wichtigsten Contents. Stattdessen wird gemessen, wie lange es dauert, bis eine Eingabe des Nutzers auf der URL verarbeitet wird.

Wer kennt das nicht: Man besucht direkt oder über Google eine x-beliebige URL und sieht sofort einen Linkbutton, der auf eine Unterseite verweist, auf die man eigentlich möchte. Da wird natürlich sofort geklickt, auch wenn der Rest der Seite noch gar nicht vernünftig geladen hat. Die aktuelle URL wird damit nur zur irrelevanten Zwischenstation. Wenn der eigene Input nicht direkt verarbeitet und man nicht sofort weitergeleitet wird, ist das ärgerlich und schadet der User Experience. Vereinfacht gesagt, wird genau dieser Zeitraum mit dem First Input Delay bemessen.

Berechnung und Bewertung des FID

Auch zum FID gibt es eine detaillierte Dokumentation von Google, in der auch die Bewertung des FID erläutert wird:

Bei einem FID von unter einer Zehntelsekunde ist Google also zufrieden. Eine Drittelsekunde First Input Delay ist aber schon deutlich zu viel.

Das klingt nach sehr kurzen Zeitspannen. Dabei muss jedoch die genaue Berechnung des FID beachtet werden. Im Gegensatz zur TTI (Time to Interaction) misst der FID nämlich nicht die Gesamtzeit, die von der Anfrage an den Server bis zum ersten möglichen Input vergeht. Stattdessen wird real („in the field“) gemessen, wie lange Nutzer nach einem Input warten müssen, bis die Seite reagiert. Da heißt, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Content sichtbar sein muss. Die Messung des FID erfolgt also erst, nachdem der First Content Paint (siehe oben) erfolgt ist. Grafisch sieht das dann folgendermaßen aus:

Die beigen Felder, also der „Main thread task“ markieren dabei Zeiträume, in denen der Browser nicht auf Eingaben des Nutzers reagieren kann. Wäre der First Input in diesem Beispiel etwas eher geschehen, wäre der FID deutlich kürzer ausgefallen. Daher kann der FID auch von Fall zu Fall variieren.

Sie können sich den FID Ihrer URLs zwar von Google im Rahmen der Core Web Vitals beispielsweise über die Google Search Console anzeigen lassen, selbst messen können Sie den Wert aber nicht. Stattdessen ergibt es Sinn, sich an der TBT (Total Blocking Time) zu orientierten. Diese gibt an, wie viel Zeit zwischen dem First Content Paint und der Time to Interaction vergeht. Anders gesagt: Mit der TBT messen Sie, wie lange es dauert, bis die ersten Inhalte auf einer Seite erscheinen und der Browser garantiert auf Ihren Input reagiert. Die TBT ist also immer länger als der FID, aber auch immer gleichbleibend – und kann beispielsweise mit dem Lighthouse-Tool gemessen werden.

Auch zur Optimierung des First Input Delay hat Google einen Blog-Beitrag veröffentlicht. Demzufolge können Sie mit folgenden Schritten den FID verbessern:

  • Lange Tasks aufsplitten
  • Die Website für Interaktion optimieren
  • Einen Web Worker verwenden
  • Die Ausführungszeit von JavaScript reduzieren

Um den First Input Delay Ihrer URLs zu verbessern, können Sie die Anleitung von Google Schritt für Schritt abarbeiten – oder von einem Profi abarbeiten lassen.

Cumulative Layout Shift (CLS)

Der Cumulative Layout Shift (CLS) ist eine Metrik, die sich vor allem mit den Faktoren Interaktivität und Stabilität auseinandersetzt. Hier sagen Bilder aber mal wieder mehr als tausend Worte:

Eine ähnliche Situation wie in diesem kurzen und doch so frustrierenden Video von Google haben Sie bestimmt auch schon erlebt: Eine Seite ist eigentlich schon geladen, Sie möchten in irgendeiner Weise mit ihr interagieren – und plötzlich verschiebt sich der Bildausschnitt und Sie klicken aus Versehen auf den falschen Link. Frustration pur! Nicht ganz so schlimm, aber ebenfalls nervig ist es, wenn Sie durch die Verschiebung des Bildausschnittes beim Lesen einfach nur den Faden verlieren.

Google hat daher den CLS als dritten Kennwert innerhalb der Core Web Vitals eingeführt. Vereinfacht gesagt gibt dieser Wert an, wie stark und wie häufig sich der Haupt-Content und andere Inhalte einer URL im sichtbaren Bildausschnitt verschieben.

Berechnung und Bewertung des CLS

Der CLS wird mit dem Layout Shift Score beziffert, welcher mit folgender Formel berechnet wird:

Impact Fraction x Distance Fraction = Layout Shift Score

Impact Fraction

Die Impact Fraction gibt an, wie viel Prozent des Bildschirms zwischen zwei Frames bewegt werden:

In diesem Beispiel macht der Content 50 % des sichtbaren Bildausschnitts (Viewport) aus, und er wandert um 25 % nach unten. Um die Impact Fraction zu berechnen, werden diese beiden Werte einfach auf 75 % vom Bildschirm addiert, die in Bewegung sind. Das entspricht einer Impact Fraction von 0,75.

Distance Fraction

Mit der Distance Fraction wird angegeben, wie weit sich der betroffene Content relativ zum Viewport bewegt hat.

In unserem Beispiel hat sich der Content um 25 % des Viewports nach unten bewegt. Das ergibt eine Distance Fraction von 0,25.

Damit ergibt sich folgende Rechnung:

0,75 (Impact Fraction) x 0,25 (Distance Fraction) = 0,1875 (Layout Shift Score)

Die Bewertung des CLS durch Google wird nach diesem Muster durchgeführt:

Ein CLS von 0,1875 wie in unserem Beispiel würde also zu einer Bewertung einer URL im verbesserungswürdigen, aber noch nicht tiefroten Bereich führen.

Zur Veranschaulichung seien hier noch zwei Beispiele ohne die konkrete Berechnung des CLS genannt.

Dieses Beispiel entspräche einem CLS von 0,07, der noch im grünen Bereich liegt.

Bei diesem Beispiel mit mehreren verschobenen Elementen läge der CLS derweil bei 0,1172 und damit im orangenen Bereich.

Übrigens: Google unterscheidet bei der Berechnung des Cumulative Layout Shifts zwischen erwarteten und unerwarteten Layout Shifts. Dass ein minimiertes Textfeld oder auch eine Suchmaske nach einem Klick darauf ausklappt, ist nichts Negatives und wird vom Nutzer so erwartet. Layout Shifts, die innerhalb einer halben Sekunde nach einem Input durch den Nutzer erfolgen, beeinflussen den CLS daher auch nicht negativ.

Um den CLS-Wert einer URL aktiv zu optimieren, nennt Google drei primäre Stellschrauben:

  • Weisen Sie allen Bildern und Videos auf Ihrer Seite Größen-Attribute zu oder reservieren Sie den benötigten Platz für diese Elemente beispielsweise mithilfe von CSS.
  • Fügen Sie niemals Content ein, der anderen Content überlagert. Ausgenommen ist hierbei der erwartete Content, der vom Nutzer durch bewusste Interaktionen hervorgerufen wird.
  • Nutzen Sie transformierende Animationen anstelle von Animationen, die eine Veränderung des Layouts triggern.

Auch zum Cumulative Layout Shift hat Google eine ausführliche Dokumentation sowie einen Blog-Beitrag zur konkreten Optimierung des CLS veröffentlicht. Nutzen Sie diese Ressourcen, wenn Sie den CLS Ihrer URLs selbst optimieren möchten.

Warum die Core Web Vitals wichtig und wo sie zu finden sind

Die (mobile) User Experience wird schon seit Jahren von Google ins Ranking einer Website miteingerechnet. Wie das genau vonstattengegangen ist, war aber immer ein Rätsel. Auch künftig wird Google sein Ranking-Buch mit sieben Siegeln zwar nicht komplett der Öffentlichkeit zugänglich machen, mit den Core Web Vitals gibt es nun aber zumindest klare Kennzahlen, die unmittelbar in die Bewertung einer URL einfließen und an denen jeder Webmaster konkret anpacken kann – genau das macht die Web Vitals so bedeutsam. Wichtig: Google setzt bei der Evaluierung der Core Web Vitals auf Felddaten. Im Gegensatz zu Labordaten handelt es sich bei den Felddaten um reale Nutzerdaten, die bei Google-Suchen von Nutzern gemessen wurden. Bei Labordaten handelt es sich derweil um Daten, die bei einem „künstlichen“ Aufruf der Seite gemessen werden. Zum Glück kommuniziert Google die Core Web Vitals in diversen Tools sehr transparent. In der Google Search Console werden die Core Web Vitals aktuell beispielsweise so dargestellt:

Die Google Search Console ist jedoch nicht das einzige Tool, in dem die neuen SEO-Kennzahlen von Google schon jetzt angezeigt werden:

Und jetzt?


Update November 2022:

Auf Grund der Tatsache, dass die Core Web Vitals mittlerweile in das Google Ranking mit einfließen, sind sie eine wichtige Metrik, welche vom SEO-Manager oder dem Webmaster zu berücksichtigen sind. Damit die Kundenzufriedenheit stehts positiv ausfällt, ist es sinnvoll die Core Web Vitals als Grundlage der Optimierung zu verwenden.  


Direkt im Ankündigungs-Post zu den Core Web Vitals hat Google betont, dass die Web Vitals zwar bereits in diversen Tools angezeigt werden können, aktuell aber noch nicht in die tatsächlichen Google-Rankings einfließen. Die Ranking-Änderungen werden demnach nicht mehr in diesem Jahr live gehen – und mindesten sechs Monate vor der Live-Schaltung soll noch einmal ein Hinweis von Google dazu veröffentlicht werden. Google begründet das damit, dass die Core Web Vitals nicht mitten in der Corona-Zeit ohne Vorwarnung live gehen sollten. Auch die Kritik der vergangenen Jahre, dass Google große Änderungen auch schonmal ohne die Möglichkeit rechtzeitig zu reagieren in den Ranking-Algorithmus hat einfließen lassen, hat wohl zu der frühen Warnung beigetragen.

Umso wichtiger ist es für SEO-Agenturen und Webmaster, sich die Core Web Vitals ihrer Kunden oder eigenen Domains schon jetzt genau anzuschauen und alles dafür zu tun, sie zu optimieren. Es ist definitiv zu erwarten, dass bei dem Core Update im nächsten Jahr, bei dem die Änderungen dann live gehen, Websites mit schlechten Web Vitals abgestraft werden.

Das bedeutet zwar Arbeit, dient aber letztlich der Website-Performance. Ob die Stabilität und Interaktivität der Inhalte oder Faktoren wie die Ladezeit einer Seite: Eine bessere User Experience ist etwas, das nicht nur Google gerne sieht, sondern auch der Nutzer. Google belohnt mit den Core Web Vitals also alle Webmaster und SEOs, die sich aktiv um die User Experience ihrer Website kümmern, was nun wirklich alles andere als schlecht ist. Außerdem bedeuten die Core Web Vitals endlich mal wieder neue, greifbare Messwerte für die SEO-Performance einer Website.

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