Google Analytics 4 vs. Universal Analytics – Neuerungen und Unterschiede

Google Analytics 4 vs. Google Universal Analytics - die Unterschiede
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Google Analytics hat sich seit der ersten Übernahme durch Google im Jahr 2005 stark weiterentwickelt und gilt inzwischen als Quasi-Standard für Webanalyse und Tracking, um das Nutzerverhalten zu verstehen und eine optimale Nutzererfahrung zu schaffen. Nun hat Google mit Google Analytics 4 die neueste und aktuelle Version von Google Analytics nach Urchin, Classic und Universal Analytics veröffentlicht. Doch dabei handelt es sich nicht nur um ein einfaches Upgrade von Universal Analytics, sondern fast um ein komplett neues Produkt. Erfahre in diesem Artikel, worin die wesentlichen Unterschiede bestehen und wieso du den Umstieg schnellstmöglich vollziehen solltest.

Die wesentlichen Unterschiede

Google Analytics 4 bietet eine umfassendere kanalübergreifende Sicht auf den Kunden – es kombiniert die Erkenntnisse, die wir alle von Universal Analytics kennen und lieben, mit dem Datenmodell von Firebase, um nahtlose Einblicke und datengestützte Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Die wesentlichen Unterschiede zeigen sich schon beim komplett neu gestalteten Interface, den anpassbaren Reports und deren neue Perspektive, dem neuen Datenmodell und den erweiterten Möglichkeiten, Nutzer zu identifizieren und geräteübergreifende Daten zusammen auszuwerten.

Das neue Interface

Als Erstes fallen dem gewohnten Google Analytics Benutzer sicherlich die neue Benutzeroberfläche und die veränderten Reports auf, die vertraut und doch fremd wirken. Viele der bisherigen Standard-Reports, Dimensionen und Metriken aus Google Universal Analytics wurden ersetzt oder ersatzlos gestrichen. Dafür sind allerdings auch einige interessante neue Reporting-Features hinzugekommen. Am Anfang mag Google Analytics 4 noch relativ „leer“ wirken. Das liegt daran, dass viele der Berichte  erst erstellt werden, wenn du mit der Erfassung von Ereignissen beginnst oder Statistiken erst erscheinen, wenn diese aktiviert werden und ausreichend Daten erhoben wurden.

Die Benutzeroberfläche von Google Universal Analytics

Die Startseite von Google Analytics 4

Wenn du dich erst einmal an die leicht zugänglichen Google Analytics 4-Funktionen und -Berichte gewöhnt hast – also an die, die ohne zusätzliche Eingaben deinerseits zugänglich sind –, fragst du dich vielleicht, was es sonst noch gibt, dass die Datenexploration, die Bewertung und die Entscheidungsprozesse verbessern könnte. An dieser Stelle kommt die explorative Datenanalyse ins Spiel. Dieser Bereich bietet dank der vielseitigen Visualisierungs- und Datensegmentierungsoptionen erhebliche Verbesserungen im Vergleich zu früheren Versionen von Google Analytics.

Ein Highlight in Google Analytics sind sicherlich die individuell anpassbaren Reports und Statistiken. Google Analytics 4 gibt dir die Möglichkeit mit wenigen Klicks die Messwerte individuell anzupassen und nach deinen eigenen Wünschen zu gestalten. Diese Features sind für jeden Bericht verfügbar und geben somit großes Potential für bessere Übersichtlichkeit.

Standard Bericht – Neu generierte Zugriffe

Bearbeiteter Bericht – Neu generierte Zugriffe

Weiterhin sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Entwicklung von Google Analytics 4 noch nicht abgeschlossen ist und viele weitere Features und Reports noch folgen können.

Das neue Datenmodell

Auch unter der Haube hat sich bei Google Analytics 4 einiges verändert: Während Universal Analytics bisher auf einem Datenmodell auf Basis von Sitzungen basierte, rücken nun Ereignisse (Events) in den Vordergrund. Insgesamt können Daten wesentlich flexibler erhoben und ausgewertet werden.

Universal Analytics hat ein sitzungsbasiertes Datenmodell; innerhalb dieser Sitzungen gibt es verschiedene Datentypen (Hit Types). Die meisten Google Analytics-Daten werden in Form von Seitenaufrufen und Ereignistreffern gesendet, wobei einige grundlegende E-Commerce-Daten als Transaktionstreffer gesendet werden.

Alle Daten, die an Google Analytics 4 gesendet werden, haben das Firebase-Datenmodell in Form von Ereignissen übernommen. Im Gegensatz zu Universal Analytics erstellt Google Analytics 4 eine einzelne User Journey aus allen Daten, die mit der gleichen User-ID verbunden sind. So kannst du nachverfolgen, wie ein bestimmter Nutzer tatsächlich mit deiner Website interagiert. Jedes Ereignis wird mit dem Parameter event_name unterschieden und mit zusätzlichen Parametern zur Beschreibung des Ereignisses angereichert.

In Google Analytics 4 suchst du nicht mehr nach der eingebauten Event-Kategorie/Aktion/Label-Taxonomie. Stattdessen beginnt der Parameter mit event_name, und du kannst weitere Parameter hinzufügen, um die Interaktion zu beschreiben. Die folgende Tabelle zeigt, wie du eine Newsletter-Anmeldung in Google Analytics 4 im Vergleich zu Google Analytics Universal erfassen kannst:

Universal AnalyticsGoogle Analytics 4
Category: leadevent_name: new_lead
Action: newlead_type: newsletter
Label: newsletter
Da das ereignisbasierte Datenmodell von Google Analytics 4 flexibler ist, kann jeder Parameter eine spezifischere und aussagekräftigere Funktion erfüllen. Während die Werte für Event Action und Event Label typischerweise auf den Wert Event Category angewiesen sind, um verstanden zu werden, ist der Parameter lead_type von Natur aus beschreibender. Pageviews selbst werden im neuen Google Analytics als Ereignis „page_view“ mit entsprechenden ergänzenden Parametern erfasst.

Bei der Bezeichnung der Ereignisse ist es eine Best Practice den event_name in Snake Case zu schreiben, was bedeutet alles in Kleinbuchstaben und durch Unterstriche getrennt zu verfassen.

Conversions

In Universal Analytics sind Zielvorhaben die interessanten, von Nutzern ausgeführten, Aktionen. Diese müssen dort manuell definiert und erstellt werden, was sich in Google Analytics 4 hingegen sehr vereinfacht zeigt. Da in Google Analytics 4 alle Aktionen ein Ereignis sind, gibt es auch die Möglichkeit jedes Ereignis mit einem Klick zusätzlich als Conversion zu markieren. Somit kannst du Aktionen von Interesse einfach als wichtiges Ziel markieren. 

Integrierter Spam-Filter

Ein häufiges Problem in Google Analytics Universal sind Daten, die Spammer direkt an Google Analytics senden, um in den Reports aufzutauchen. Google hat dies nun mit der neuen Version von Google Analytics erschwert, indem es voraussetzt, dass die Measurement Protocol-Treffer einen geheimen Schlüssel enthalten, der in den GA4-Einstellungen sichtbar, aber nicht öffentlich zugänglich ist. Nur Datensätze mit einer gültigen Measurement-ID werden in Google Analytics 4 berücksichtigt.

Ein weitere Thematik, die nicht direkt auf Spam eingeht, die aber helfen kann, Bot Traffic zu filtern, ist die Unterscheidung zwischen aktiven Nutzern und Nutzern insgesamt. Hierbei werden Nutzer nur als aktive Nutzer aufgeführt, nachdem eine der folgenden Aktionen ausgeführt wurden:

  •  Auslösung von 2 page_view Ereignissen (also z.B. das erste Öffnen der Homepage gefolgt von einer Übersicht über Blogbeiträge) ODER
  • Die Auslösung eines Conversion Ereignisses ODER
  • Der Nutzer 10 Sekunden auf der Seite verbringt

Erweiterte Tracking IDs

Auch bei den Themen Datenschutz, Cookies und Nutzeridentifizierung geht Google neue Wege. Statt wie bisher (fast) ausschließlich auf Cookies zu setzen, kommen jetzt auch alternative Identifizierungsmöglichkeiten wie Google Signale zum Einsatz, womit die Möglichkeiten des Cross-Device-Trackings erweitert werden.

Bisher wurden Besucher in Google Universal Analytics über ein Cookie mit einer eindeutigen Besuchernummer (Client-Id) identifiziert. Webseiten mit einem Login-Bereich konnten zusätzlich das User-ID-Feature nutzen und so Daten browser- und geräteübergreifend auswerten, wobei hierfür eine separate Datenansicht benötigt wurde und die Auswertung der eingeloggten User separat erfolgen musste.

Google Analytics 4 nutzt stattdessen einen „Fallback“-Ansatz mit mehreren Methoden, um eindeutige Benutzer zu identifizieren oder abzuleiten.

  • Benutzer-ID: Google Analytics 4 prüft zunächst, ob du einen Wert für die Nutzer-ID übergeben hast, der für die Authentifizierung in deinem eigenen Backend steht und den du normalerweise auf der Datenebene deiner Website offenlegst.
  • Google-Signale: Wenn die Nutzer-ID verfügbar ist, verwendet Google Analytics Google Signals, das an ein Google-Login gebunden ist. (Du musst Google Signals in Google Analytics 4 aktivieren.)
  • Client-ID: Wenn bisher nichts erkannt wurde, verwendet Google Analytics 4 standardmäßig die Client ID (das _ga Cookie).

Zusätzlich hat Google auf Grund der strenger werdenden Regulierung (GDPR / DSGVO) den sogenannten Consent-Mode eingeführt. Hiermit können die Privatsphäre-Einstellungen des Nutzers respektiert und gleichzeitig anonyme Daten erhoben werden, ohne dass Cookies oder vergleichbare Techniken zum Einsatz kommen. Mit Hilfe der anonymisiert erfassten Datenpunkte kann Google Analytics 4 die fehlenden Daten mittels Machine-Learning modellieren und ergänzen.

Andere Limits

In Universal Analytics wird jeder Tracking-Datensatz (Hit) einzeln an die Google-Server gesendet, was bei einer großen E-Commerce-Website eine erhebliche Belastung für die Server sein kann, weshalb Google in der Vergangenheit für die kostenlose Version von Google Analytics Beschränkungen eingeführt hat.

Beispiele für Beschränkungen für die kostenlose Version von Universal Analytics sind:

  • 10 Millionen Treffer pro Property
  • 500 Treffer pro Sitzung

Die Unternehmensversion von Google Analytics Universal (GA360) bietet höhere Grenzen für die Datenerfassung als die kostenlose Version. Es wird vermutet, dass entsprechende Unterschiede beizeiten auch für Google Analytics 4 eingeführt werden. Im Moment gelten diese Grenzen aber nicht für Google Analytics 4, da hier ein Warteschlangensystem genutzt wird, das mehrere Hits bzw. Ereignisse gebündelt übermittelt.

Auch beim Thema Sampling ist Google Analytics 4 wesentlich großzügiger. Während bei Google Universal Analytics ab 500K Datensätzen innerhalb einer Auswertung auf Sampling-Techniken zurückgegriffen wurde, kommen entsprechende Methoden in Google Analytics 4 erst ab 10 Millionen Datensätzen zum Einsatz. Standardberichte sind außerdem immer ohne Stichproben, auch wenn benutzerdefinierte Parameter hinzugezogen werden.

Es gibt allerdings Beschränkungen bei der Datenerhebung:

Mit Google Analytics 4 kannst du eine endlose Anzahl von Parametern mit Ereignissen verfolgen, aber du kannst nicht auf jeden einzelnen über die Schnittstelle zugreifen. Du musst die 50 wichtigsten Textparameter auswählen, um sie als benutzerdefinierte Dimensionen in der Berichtsoberfläche abzubilden. Du kannst auch 50 numerische Parameter als benutzerdefinierte Metriken zuordnen, die meisten Implementierungen benötigen jedoch eine weitaus größere Anzahl an Textparametern als numerische Parameter, sodass du wahrscheinlich eher an die Grenze der benutzerdefinierten Dimensionsslots als an die der benutzerdefinierten Metrikslots stoßen wirst. In jedem Fall werden alle Ereignisparameter, auch über die Begrenzung von 50 Text- und 50 numerischen Parametern hinaus, die in der Berichts-UI beibehalten werden, an BigQuery weitergegeben, was uns zur nächsten großen Neuerung führt.

Erweiterter Zugriff mit BigQuery

Eines der Highlights von Google Analytics 4 ist die kostenlose Verbindung zu BigQuery. Zuvor stand diese Funktion nur GA360-Kunden zur Verfügung und war eines der großen Unterscheidungsmerkmale zwischen der kostenlosen und der kostenpflichtigen Version von Google Analytics. Mit BigQuery können sehr große und komplexe Datensätze sehr schnell abgefragt werden. So können komplexe individuelle Reports erstellt und Daten mit anderen Quellen zusammengefügt werden. Marketern und Webseitenbetreibern stehen somit ganz neue Auswertungsmethoden zur Verfügung.

Fazit

Mit Google Analytics 4 stehen große Veränderungen auf der Tagesordnung. Noch sind nicht alle Funktionen aus Universal Analytics verfügbar, aber ab dem 01.07.2023 wird Google Analytics 4 Universal Analytics endgültig ablösen, da ab diesem Tag keine neuen Daten in Universal Analytics erhoben werden. Zugleich erfordert Google Analytics 4 ein Umdenken, denn sowohl die Datenerhebung als auch die Auswertung erfolgen auf Grundlage anderer Prinzipien und Modelle. Daher ist es auch (noch) nicht möglich, alte Daten von Universal Analytics zu migrieren. Stattdessen beginnt die Datensammlung in Google Analytics 4 erst ab dem Zeitpunkt der Einbindung auf der Webseite. Dies ist auch der Grund, warum wir dir empfehlen, mit der Umstellung auf GA4, falls noch nicht geschehen, schnellstmöglich zu beginnen. Freuen kannst du dich in jedem Fall jetzt schon auf erweiterte Analyse- und Trackingmöglichkeiten!

Marek Wriedt ReachLab

Marek Wriedt

COO & Head of Digital Analytics
Marek ist COO und Head of Digital Analytics von ReachLab. Er baut Data Warehouses und wird bei umfangreicheren Tracking-Projekten als Berater hinzugezogen. Zuletzt erarbeitete Marek Prozesse für den Aufbau von serverseitigen Tracking-Setups und treibt innerhalb der Agentur Prozessoptimierungen sowie Automatisierungen von Qualitätssicherungs-Tasks voran. In seiner Freizeit reist Marek viel, allen voran auf seine Lieblingsinsel Madeira.
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